Montag, 7. Juni 2010

Russlandreise Teil 5 - Endlich ankommen!

Jetzt waren wir schon vier Tage in diesem roten Käfig eingesperrt, aber die Hoffnung stirbt zuletzt und wir hatten ja auch nur noch zehn Stunden miteinander zu überleben. Wir waren fertig, am Ende, müde und immer noch von den Mücken zerstochen. Das alles trug nicht gerade zur besten Stimmung bei. Solch eine lange Reise ist nicht nur sehr spannend, sondern kann auch ziemlich Herzzerreißend sein, im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder von uns musste aufpassen, dass wir uns nicht gegenseitig die Herzen zerreißen. In dieser Gefahr stand jeder und nicht immer war uns dies bewusst, jeder hatte die Entscheidung zu treffen, ein Herz zu bewahren oder zu zerreißen. Und nicht immer gelang es uns unseren Egoismus und unsere Unbarmherzigkeit zurück zu halten. Und so entstehen immer wieder Verletzungen und die Frage bleibt: Wie gehe ich mit diesen Verletzungen um? Ein versteinertes Herz wird nicht so leicht zerrissen, deshalb ist es doch am klügsten eine Mauer um das Herz zu bauen, damit ich nicht mehr verletzt werde!? Auf der anderen Seite ist ein versteinertes Herz schwer und tot, es liegt in uns wie eine Last, die uns runterzieht und wird mit jeder Verletzung schwerer und unfähiger das Leben zu lieben.

Oder entscheiden wir uns für ein Herz voller Liebe und Vergebung und lernen, dass jeder Mensch Fehler macht. Doch ist dies manchmal gar nicht so leicht, mit der Vergebung, weil wir schon so oft verletzt wurden.

Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.“ Hes. 36,26

Gott will uns das steinerne, tote Herz herausnehmen, uns befreien und uns ein neues Herz geben, das voller Leben ist. Wir dürfen ihn darum bitten und darauf vertrauen, dass er uns von unseren Verletzungen befreit.

Wir fuhren die Nacht durch und man hätte denken können, dass wir tot seien. Ein roter Leichenwagen.

Als wir in die Stadt einfuhren bekamen das gerade mal der Fahrer und der Fahrer mit. Hatte ich erwähnt, dass ich meinen Geldbeutel mit allen Sachen in Kiev vergessen habe und deshalb kein Auto mehr fahren darf?? Naja, ist ja auch unwichtig.

Albert, unser tüchtiger Mann aus der Allianz Mission, der uns schon mit einer anderen Mannschaft, einen Tag voraus flog sollte uns am Standanfang abholen. Wir riefen ihn an und er machte sich auf den Weg. Wir schliefen beim Warten alle ein.

Plötzlich reißt ein blonder Mann unsere Tür auf und schreit in den Waagen „Herzlich Willkommen in Saratov“ und versucht damit die beste Stimmung zu verbreiten die es im Umkreis von 8000 Kilometern gibt. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was aus dem Auto zurückkam. Ich vergleiche es mal mit Cola ohne Kohlensäure, auf 36 Grad aufgewärmt und ein Jahr im Auto liegen gelassen. Ja, ich denke so kann man die Stimmung beschreiben. Ich denke, das war der Moment in dem auch ihm bewusst wurde dass wir Schlaf brauchten.

So fuhren wir schnellstmöglich (mit 10 Km/h) zur Gemeinde, die Straßen vollgestopft! Als wir ankamen, große Begrüßungszermonie auf russisch. Oh man, wann dürfen wir ins Bett? Erst mal auspacken. Ok, fertig! Dürfen wir jetzt?? Nein, Frühstück, die Frauen haben alles vorbereitet. Mit Kaffe und schwarzen tee der uns noch möglichst lange aufrecht halten sollte. Dürfen wir jetzt ins Bett (das scheint unhöfflich....ich denke dass war es auch)? Aber nun durften wir auch.

Ich legte mich zufrieden in mein Bett. Fünf Minuten vergingen, ich hör die Stadt...10 Minuten vergingen, ich spüre die Hitze....15 Minuten vergingen, ich raste aus. Warum kann ich nicht schlafen?? Das gibt es doch nicht. Alles was in den letzten Tagen passierte, war zuviel und musste erst mal verarbeitet werden. Ich stand auf, ging hinaus und besichtigte mit dem restlichen Team, das geflogen war die Stadt. So endet meine erste Reise nach Russland. Wir haben viel Erlebt und ich bin Gott sehr dankbar, dass er uns so sehr behütet hat. Eine lange Geschichte und sie ist noch lange nicht vorbei. Wenn ich aus meinem Fenster schaue, so sehe ich die gute alte DDR mit Stacheldrahtzaun, Industrieanlagen und vielen Hochhäusern, aber das ist eine andere Geschichte, die bald erzählt wird.

1 Kommentar:

  1. Wow... das ist ja, äh, 'n Ding! Ich bin gespannt, wies weitergeht...
    Grüße von der gefühlt anderen Seite der Erde... Deutschland!
    Johanna

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Über mich

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Hessen, Germany
Ich bin ein gewöhnlicher Missionar auf einer gewöhnlichen Reise, auf der aber ungewöhnliche Dinge passieren. Also ich hab mich jedenfalls noch nicht daran gewöhnt.