Mittwoch, 9. Juni 2010

Deutsche Qualität mit russischen Antiquitäten

Russland ist so, wie ich mir die DDR immer vorgestellt habe. Wenn ich aus meinem Fenster schaue sehe ich verrostete Industrieanlagen und einen hohen Backsteinturm. Immer wieder laufen auf diesem Gelände Menschen umher die aus den 60. Jahren entsprungen sein könnten. Auf den Straßen fahren lauter Trabbiähnliche Autos umher, manche mit einem Licht, manche mit keinem Licht, manche mit viel mehr Licht als man bräuchte, ohne Motorhaube und manche bei uns bestimmt schon zwei Mal auf dem Schrottplatz gelandet sind.

Aber der Hammer war unsere heutige Arbeit. In den letzten Tagen hatten wir nicht viel zu tun und wenn man nichts zu tun hat, dann kommt man erstens auf dumme Gedanken und zweitens wird man unzufrieden. Diesen Status wollte ich nicht unterstützen. Ich ging zu unserem Kontaktmann und sagte ihm, dass wir heute mal richtig was zu tun brauchen. Also, richtig was zu tun...nein nein...er hat mich immer noch nicht verstanden RICHTIG was zu tun. Ok, er gab uns RICHTIG was zu tun, damit uns nicht langweilig wird.

Heute entrümpelten wir eine Garage. Was da alles rum flog oh man oh man. Alte Elektrogeräte aus dem ersten oder zweiten Weltkrieg ... eine ganze Bibliothek (vermisst jemand seine Bibliothek? Man kann sie hier abholen!), Kabel um ein ganzes Umspannwerk zu verkabeln. Röhren um das Abwassersystem in Russland zu erneuern und unglaublich viel Staub (Archäologen hätten ihren Spaß gehabt.) Wir fingen an alles herum zu räumen. Zwischen dem Gerümpel lief immer wieder ein jubelnder 2 m –Mann, mit hoch erhobenen Armen, der rief: „Deutsche Qualität, Deutsche Qualität!!“. Er freute sich wie ein kleines Kind und ich denke er meinte damit unseren Wahnsinn zur deutschen Ordnung. Aber gut, was tun wir nicht gerne um unseren Status als reinliches und wirklich hart arbeitendes Volk aufrecht zu erhalten. Liebe Frau Merkel, wir haben es dieses Mal in Russland geschafft.

Am Ende des Tages hatten wir alles raus und rein und umgeräumt, so dass es wenigstens sauber aussah, das heißt nicht, dass es dort jetzt auch sauber ist. Was mich erstaunt hat: Wie einfach Reich Gottes bauen sein kann, denn der 2Meter-Mann André wurde dadurch so sehr erbaut und glücklich gemacht, das er in seiner Arbeit ermutigt wurde und dadurch viel motivierter weitergeht. Abend erzählte er in der Gebetsstunde noch davon und konnte damit die Gemeinde ermutigen. Meine Intention war eigentlich nur, mal einen Tag wieder richtig zu arbeiten. Komisch, was Gott daraus macht aber irgendwie ermutigend. So endet dieser Tag mit Muskelkater und der Zufriedenheit, dass ich am Reich Gottes mitbauen durfte.

Hatte ich erwähnt, dass ich mich auf eine Alpintour im August vorbereite und mich jeder für verrückt erklärt, weil ich jetzt ständig mit einem Rucksack voller Wasserflaschen rumlaufe? Nein? Ist ja auch nicht so wichtig! Ich werde berichten J Bis bald.

Euer Ruben

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Hessen, Germany
Ich bin ein gewöhnlicher Missionar auf einer gewöhnlichen Reise, auf der aber ungewöhnliche Dinge passieren. Also ich hab mich jedenfalls noch nicht daran gewöhnt.