Sonntag, 6. Juni 2010

Russlandreise Teil 4

Nun waren wir schon den vierten Tag unterwegs Richtung Russland. Die Straßen waren so schlecht, dass es einfach nicht schneller voran ging und immer wieder saßen uns die Polizisten im Nacken. Eine Nacht sollten wir noch in der Ukraine verbringen, damit wir am nächsten Tag ganz schnell nach Russland einreisen konnten.

Früh am Morgen, nach einem Teller Hüttenkäse für jeden, fuhren wir guten Mutes 40 Km an die russische Grenze. Ja, dieses Mal wollten uns die Ukrainer nicht mehr aus dem Land lassen. Ich kann´s nicht glauben. Aber nach hunderttausend Unterschriften, zich Millionen Stempeln und langem Warten durften wir endlich weiter nach Russland. Dachten wir.

Wir fuhren an die Grenze heran und gaben unsere Pässe inklusive Visa ab, ganz kurz abgestempelt und alles war gut. Der Hänger wurde kontrolliert und als sicher befunden. Eigentlich konnte uns nichts an der Einreise hindern. Bis zu dem Augenblick als uns der nette Grenzbeamte fragte, ob wir das Auto auch fahren dürfen. „Ja, klar!“ Antworteten wir sicher. „Woher weiß ich das denn?“ fragte der Grenzbeamte kritisch zurück. Er wollte eine Bescheinigung, sonst kann er uns nicht einreisen lassen. Er hätte uns sofort zurückfahren lassen und damit wäre unsere Reise beendet und wir waren uns dessen bewusst. Einmal abgestempelt, darf man nicht mehr zurück in die Ukraine, denn dann wird das Visum ungültig. Jetzt saßen wir in der Klemme. Sofort begannen wir zu beten. Dennis wollte sich das Dokument zufaxen lassen. Kein Problem, hätte die russische Seite auch ein Faxgerät...hatte sie aber nicht. Ja, die ukrainische Seite, die besitzt ein Faxgerät, aber da können wir nicht ohne Weiteres hin. Der Beamte auf der russischen Seite setzte sich für uns ein und so bekam Dennis ein Zeitfenster von zwei Stunden um in der Ukraine zu sein, ohne einen Stempel in seinem Pass zu erhalten.

Das Fax sollte auf Russisch geschrieben sein, die Unterschrift und einen Stempel von Heinz Gimbel enthalten und vor allem rechtzeitig da sein, denn wir standen unter Zeitdruck. Im letzten Moment wurde auf der russischen Seite ein Faxgerät gefunden (woher auch immer), so dass wir doch ohne großen Zeitdruck agieren konnten. Dennis machte sich daran, das Fax zu besorgen. Wir telefonierten durch ganz Russland und Deutschland um an das Dokument zu kommen und zwei Stunde später hielten wir es stolz in unserer Hand. Wir gingen zum Grenzbeamten und gaben es ihm. Es war nicht korrekt, denn zwei Zahlen waren verdreht. Auch er verlor langsam die Geduld und sagte uns, dass wir keine Fehler mehr machen durften, denn sonst schicke er uns wieder zurück.

Wie schnell ich doch anfange zu zweifeln, dass es alles nichts mehr wird. Da hat uns Gott bis hier hin begleitet, er hat mich vor der Polizei bewahrt, lässt uns in und aus der Ukraine reisen, schenkt uns Gelingen und ich fange bei dieser kleinen Prüfung an zu zweifeln. Was habe ich mich immer über Petrus totgelacht, wenn er plötzlich im Meer untergeht, weil er auf die Wellen schaute. Jetzt befinde ich mich auf dem Meer und wo schaue ich hin? Auf Gott, der uns treu war bis zum letzten Kilometer oder auf die Probleme und diese kleine Schwierigkeit? Wir beten und ich bin nervös und kann meine Gedanken nur schwer auf Gott ausrichten. Ich bete immer wieder: „ Lass dem Beamten alles egal sein, bitte Herr hilf uns!“ Doch anscheinend will Gott nicht hören! In mir kommen Gedanken auf, wie: „Gott hat doch schon so viele Grenzwunder getan, warum macht er das nicht bei uns??“

Die Zeit vergeht! Sieben Stunden sitzen wir nun schon im Auto fest und dürfen nur aussteigen, wenn wir auf Toilette müssen. Wir bekommen ein Fax nach dem anderen. Alle falsch, das erkennen wir sofort. Doch dann kommt das letzte Fax und welche ein Wunder, alles ist richtig. Sofort macht sich Dennis auf den Weg zum Grenzbeamten. Alles ist gut und Tom soll nur noch einen Zettel ausfüllen (weil er der aktuelle Fahrer ist). Schwieriger gesagt als getan. Tom ist so nervös, dass er ständig Fehler macht. Der Beamte sagt schließlich zu ihm „Jungs, ich weiß ihr seid müde, aber ich will dass ihr euch jetzt konzentriert“! Acht mal muss Tom das Dokument ausfüllen bis alles richtig ist. In dieser Zeit haben die anderen Grenzbeamten unserer Anhänger und unsere Pässe noch einmal kontrolliert. Keiner hat mehr Lust auf die Deutschen in ihrem Caddy.

Das Funkgerät des Grenzbeamten knackt, er wird gerufen und Dennis hört zu: “Warum steht das rote Auto immer noch da unten? In zehn Minuten will ich sie nicht mehr sehen, schick sie sofort zurück!“ Befiehlt der Oberbefehlshaber in einem schroffen Ton aus seinem Büro hinunter! Der Grenzbeamte greift zu seinem Funkgerät und gibt zurück: „Geht leider nicht, ich habe sie gerade in den Computer eingeloggt“ Zu spät, wir sind durch. In der letzten Sekunde hat Gott sein Versprechen gehalten und uns durch alle Schwierigkeiten durchgebracht. Zehn Minuten später fahren wir mit unserem Auto unter der russischen Schranke hindurch und können unser Glück nicht fassen. Wir haben uns extra eine Tüte Gummikirschen aufgehoben die wir nun feierlich öffnen um unsere Grenzüberschreitung zu feiern. Saratov wir kommen. Acht Stunden Grenzerfahrung sind keine leichte Sache, aber im Nachhinein hat sich gezeigt, dass Gott alles leitete. Er hat uns aus dem Meer gezogen, gezeigt, dass er wirklich treu ist und sein Eingreifen nicht zu spät kommt. Mit zehn Stunden Verspätung kommen wir müde und völlig am Ende unserer Kräfte in Saratov an. So war unsere Reise nach Russland. Ein Abenteuer mit jedem Kilometer. Wenn ich darf berichte ich euch morgen wie es hier in Saratov aussieht. Was mir aber noch wichtiger ist, ist das ihr bitte für unsere Reise betet, denn es ist nicht immer alles so einfach. Ohne Gebet, hätten wir die Fahrt nicht so überstanden wie sie nun verlaufen ist. Danke an alle Beter.

Bis bald
Euer Ruben aus Saratov

1 Kommentar:

  1. Caroline Michels6. Juni 2010 um 18:26

    Halleluja!!!!
    Mit Gott zu reisen ist doch ein richtiges Abenteuer. Auch wenn so manches Hindernis oder Hürde aus unserer Sicht unnötig ist, so hat Gott doch seinen Plan für uns.

    Gottes reichen Segen für euren Aufenthalt in Russland!!!

    Caroline

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Hessen, Germany
Ich bin ein gewöhnlicher Missionar auf einer gewöhnlichen Reise, auf der aber ungewöhnliche Dinge passieren. Also ich hab mich jedenfalls noch nicht daran gewöhnt.